Ich rede, also bin ich…
Über Sprache als Selbstverständnis
Was ist so naheliegend wie die Fähigkeit zu sprechen? Sprechen drückt sowohl eine persönliche Freiheit wie eine kulturelle Identität aus. Allein: was meint diese Freiheit: Wie wir sprechen? Was wir sprechen?
Derzeit sind wir Zeugen einer schleichenden Verhunzung unserer Sprache: Weshalb? Weil bestimmte Leute fremdklingende Wörter gar als chic betrachten? Weil wir eine Beliebigkeit des Ausdrucks zulassen? Mündet solche Schludrigkeit nicht zuguterletzt in eine tragische Unmündigkeit?
Sich für die eigene Sprache einzusetzen, ist kein reaktionärer Traum von Reinheit und von kultureller Überheblichkeit. Vielmehr weist dieses Selbstverständnis auf eine demokratische Freiheit hin. Lohnt es da nicht, daß wir der wachsenden Sprachlosigkeit wirksam begegnen: mit der wörtlichen Freiheit zu sprechen?
Bertrand Stern
Siegburg, November 2008