Von der Notwendigkeit eines achten Tages
Nachdenkliches über Kalender und Muße

Ist es ein wirklicher Fortschritt, daß aus einer Woche, die gemäß dem ursprünglichen biblischen Kalender dem Menschen zunächst einen Tag der allgemeinen Muße und der göttlichen Lobpreisung schenkte, nun eine Woche aus sieben Tagen voller Arbeits- und Freizeitstreß wurde? Was ist von einer Gesellschaft zu halten, die – in Ermangelung eines sozialen und kulturellen Kontextes von allgemeiner Ruhe und kreativer Muße – einer nach Erfolg hechelnden Person allenfalls zugesteht, bei einer guten Zeitverwaltung zwischendurch kurze Momente der Entspannung einzulegen?

Brauchen wir daher einen Kalender mit einem „achten Tag“: einem Tag der Achtsamkeit, einem Tag der Einkehr ohne gewöhnliches Programm? Gewiß ermöglicht nur ein Tag jenseits von Leistung und Konsum, des Menschen Wesenheit und Lebenssinn immer neu zu erforschen und zu würdigen.