Existierst du noch – oder lebst du schon? Einladung zur kritischen (Selbst-)Betrachtung

Wer hier, in der sog. westlichen Welt, aufgewachsen ist, wird sich an bestimmte, unsere Kultur kennzeichnende Setzungen gewöhnt haben und diese wahrscheinlich für normal, für unabdingbar erforderlich halten. Dennoch verhalten sich auch hierzulande mehr und mehr Menschen eben nicht „normal“: vielleicht weil sie das Lebendige, das Natürliche, das Menschliche höher schätzen als die Vorzeichen einer zivilisatorischen Wohlerzogenheit. Wie gehen wir mit ihnen um? Wie gehen wir überhaupt damit um, was – wem – auf Anhieb womöglich nicht „normal“ erscheint? Diese kritische Frage berührt nicht nur den Menschen, sondern auch die Strukturen, die Gewohnheiten, die soziokulturellen Traditionen. Sie berühren selbstverständlich auch Überlegungen zur Identität: Wer bin ich? Wer bist du? Wer sind wir? Wer sind „die anderen?“ Welche sind ihre Motive und Gründe? Ferner: Was heißt überhaupt „Normalität“?

Dieses Seminar beruht auf der Überzeugung, ein jeder Mensch könne sich selbstbestimmt und würdevoll der Herausforderung stellen, die ein echtes, gar unkonventionelles Leben mit sich bringt. Könnte in diesem Sinne die Klärung einiger kritischen, heiklen Fragen möglicherweise verstopfte Wege so eröffnen, daß ein Ausbruch aus vielen Zwängen und Sackgassen unserer westlichen Zivilisation gelingt? Hierdurch werden wir es vermögen, der bloßen Existenz ein potentes Leben gegenüberzustellen.

Bertrand Stern
Siegburg, Herbst 2018